Artikel: Ob Integration von Geflüchteten gelingt? - Wir haben es selbst in der Hand
Artikel im Journal - Bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung - Q2, 2023:
Dr. Sabine Proll ist Sprecherin des Ökumenischen Asylkreises Friedrichshafen-West, der sich seit vielen Jahren für Geflüchtete aus der ganzen Welt und auf sehr vielfältige Weise engagiert. Vor 2020 standen das „Café der Begegnung", die AG Sprachförderung und die Patenschaften mit Begleitung und Betreuung der geflüchteten Menschen im Fokus der ehrenamtlichen Asylarbeit. Die notwendige Infrastruktur von staatlicher und kommunaler Seite wurde zeitgleich etabliert.
Der Asylkreis entwickelte im Laufe der Zeit neue Wege, Gemeinschaft zu ermöglichen und den interkulturellen Austausch durch Ausflüge, Vorträge, Einladungen zu Festen und Aktivitäten zu intensivieren.
Für Sabine Proll kam die Zäsur, wie in vielen anderen Vereinen und Initiativen auch, im März 2020, als sämtliche Veranstaltungen heruntergefahren wurden:
„Trotz allem haben wir es damals geschafft, den Kontakt zu den Geflüchteten aufrecht zu erhalten. Wir hatten ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen und Respekt innerhalb des Asylkreises, aber auch in der Zusammenarbeit mit Kreis und Stadt. Das gemeinsame Ziel der Einbindung der Geflüchteten in unsere Gesellschaft wollten wir unbedingt weiter voranbringen. Wir hatten alle immer Freude daran, die Geflüchteten im Alltag zu unterstützen und ihre Fortschritte im Erlernen der Sprache, in Bildung, Beruf und individueller Entwicklung mitzuerleben. Das durfte möglichst nicht unterbrochen werden und wir haben das auch während der Kontaktbeschränkungen ganz gut hinbekommen, zum Beispiel online oder draußen."
Mittlerweile sind die Kontaktbeschränkungen aufgehoben, das Engagement könnte wieder in ganz normalen Bahnen weitergehen. Allerdings haben sich seit der Gründung des Asylkreises im Jahr 2015 nicht nur die Gesetze und der Unterstützungsbedarf verändert.
Sabine Proll bringt es auf den Punkt: "Die unermüdlich engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind nicht nur um fast ein Jahrzehnt älter, sondern mittlerweile vor allem auch erschöpft. Jetzt wäre zu hoffen, dass die jüngeren Generationen in die Bresche springen und das erfolgreiche Engagement weiterführen.
'Das Ehrenamt ist keine Arbeit, die nicht bezahlt wird. Es ist Arbeit, die unbezahlbar ist'. Damit die Geflüchteten bei uns langfristig heimisch werden können, müssen sie sich angenommen fühlen. Ansonsten entsteht das Gegenteil von Integration: Eine Parallelgesellschaft, die sich mit unseren Normen und Werten nicht identifiziert - eine explosive Mischung für künftige soziale Spannungen. Wir haben es selbst in der Hand!"
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